Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen,

 

 

 
so auch die 57 Mitreisenden auf der Wochenendfahrt nach Görlitz und ins Hirschberger Tal, die sich am 27.7. pünktlich vor dem Vereinshaus, eingefunden hatten.
Der erste Zwischenstopp war in Rietschen, wo das Museumsdorf Erlichthof zu besichtigen war. Viele rustikale, in blockbauweise errichtete Häuser für die unterschiedlichsten Funktionen, mindestens 200 Jahre alt, bildeten ein Dorf. Hier gab es auch interessante Informationen über aus Polen eingewanderte Wölfe, ihren Lebensraum und Verbreitung, sowie ihren Lebens- und Verhaltenswesen gegenüber Mensch und Natur.
Am Nachmittag erreichten wir Görlitz, im Bundesland Sachsen, beidseits der Neiße gelegen, dicht an der polnischen Grenze. Nach dem Bezug unserer Zimmer im Hotel erklärten uns zwei sehr informierte Stadtführer bei einem Rundgang und einer anschließenden Rundfahrt, auch im polnischen Teil Görlitz, die Stadt und ihre Geschichte. Viele Häuser der historischen Altstadt waren wieder sehr schön hergerichtet, auch im polnischen Teil. Imposantes Bauwerk dort die Oberlausitzer Gedenkhalle mit dem mit dem Kaiser-Friedrich-Museum. Das Gebäude, im wilhelminischen Zeitgeschmack errichtet, ist dem deutschen Kaiser Wilhelm I gewidmet. Heute wird es von der polnischen Verwaltung als Stadtkulturhaus genutzt. Görlitz beherbergt aber viel Baustile der Vergangenheit. Zeugen einer bedeutenden Entwicklung und einem über die Jahrhunderte reichenden Wandel. Vieles, was nach dem zweiten Weltkrieg zerstört war, ist wieder, bzw. wird noch aufgebaut. 
 
Den Tag ließen wir nach dem Abendessen im "Zum Nachtschmied" in kleinen Gruppen am Ober- bzw. Untermarkt mit den vielen Vorgärten ausklingen.
 
Am zweiten Tag machten wir uns ins Hirschberger Tal auf. Auch hier begleitete uns einer der beiden Reiseführer. Wir erfuhren vieles über Land, Leute und Geschichte der Oberlausitz, mit ihren Gebirgszügen der Hohen Dubrau, dem Iser- und Riesengebirge, der Schneekoppe. Vorbei am Schloss Lomnitz und weiteren Schlössern aus früherer Zeit, jetzt wieder hergerichtet und im neuen Glanz erstrahlend, erreichten wir die Stadt Hirschberg, die heutige Kreisstadt im polnischen Landkreis Oberschlesien, mit ihrer wechselvollen Geschichte. Ihre schönen Giebelhäuser mit den Kolonaden erstrahlen wieder im neuen Glanz.  
 
Ein herausragendes Erlebnis war die Besichtigung der Gnadenkirche. Diese Kirche hat ihren Ursprung in der Altranstädter Konvention. Nach dieser mußte der Habsburger Kaiser Joseph I auf Drängen des schwedischen König Karl XII der Bevölkerung die protestantische Glaubensfreiheit zugestehen. Also wurden sechs schlesische Städte "aus kaiserlicher Gnade" gestattet je eine protestantische Kirche zu errichten. Die Gnadenkirche in Hirschberg ist eine Nachbildung der Stockholmer Katharinen-Krche, ein fünftürmiger Bau auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Das Bauwerk besitzt imposante Maße( Hauptschiff 74 m lang, Querschiff 47 m lang, die Kuppel 57 m hoch) und bietet 10.000 Gläubigen Platz. Innen ist sie prunkvoll ausgestattet. Heute ist sie eine katholische Kirche.
 

Am Nachmittag statteten wir dem Miniaturpark in Kowary einen Besuch ab. Diese interessante touristische Attraktion Niederschlesiens ist eine von Modellbauern mit hoher Präzision und Detailverliebtheit errichtete Ansammlung von Schlössern, Burgen und Altstädten Niederschlesiens im Kleinformat.

 
Die Heimreise am nächsten Tag führte uns entlang der Neiße nach Bad Muskau. In einer Talsohle der Neiße gelegen, wurde der Ort vom Fürsten Herrmann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau geprägt. Er schuf beidseits der Neiße zwischen 1815 und 1845 einen einzigartigen, weltweit bekannten Landschaftspark nach englischem Vorbild. Er umfasst ca 830 Hektar und begeistert durch seine beeindruckenden Diagonalen- und Fernsichten, großen Baubeständen und belebenden Wasserläufen. Heute liegt der größere Teil auf polnischen Staatsgebiet.
 
Ein Doppelbrücke verbindet beide Parkteile. Auf deutscher Seite steht ein altes und daneben ein neueres Schloss im Stile der Neorenaissance, welches eigentlich nicht die Idee Pücklers war, sondern seine Erben ließen es errichten. Nach dem Krieg brannte es, vermutlich durch Brandstiftung völlig nieder. 1995 wurde es  in 18 Jahren wieder aufgebaut und stellt ein markantes Kleinod in dieser Parklandschaft dar. Es beherbert heute ein Museum über das Lebenswerk Pücklers und ein Kaffee. Das ganze Ensemble ist nach einem gemeinsamen Antrag Polens und Deutschland von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden.
 

Mit einem kleinen Zwischenstopp bei Lübben waren wir dann wieder gegen 17.00 Uhr am Vereinshaus angekommen. Dank der sehr detaillierten Planung von Lothar Quaas haben wir viele neue Eindrücke mit nach Hause genommen. Auch das Wetter war uns größten Teils wohlgesonnen.

 
 
 
Text: Dieter Rentz und Fotos: Ursel Kahmann